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Zusammenstellung I
Bedienungshandlungen für die Regelausführung:
(je 2 Tasten drücken).
(1) Weiche oder Gleissperre umstellen: -
die blaue Spitzentaste und eine blaue Endtaste der
Weiche oder Gleissperre.
(2) Die Lage einer besetzten Weiche feststellen: -
die beiden Endtasten der Weiche.
(3) Weiche, deren Isolierabschnitt gestört ist, umstellen: -
a) die Spitzentaste und die Gruppentaste "Weichen
Entsperrung" (Zählwerk), dann
b) die Spitzentaste und eine Endtaste.
(4) Weiche ist aufgeschnitten worden: -
a) die Spitzentaste und Endtaste des blinkenden
Stranges,
b) die Spitzentaste der Weiche und die Gruppen-
taste "Wecker-Abschaltung" (Zählwerk).
(5) Fahrweg einstellen: -
die beiden den Fahrweg begrenzenden Weichentasten
(blau mit Ring).
(6) Rangiersignal auf Fahrerlaubnis stellen: -
die Fahrwegtaste am Signal und die Gruppentaste
"Fahrtsignal".
(7) Rangiersignal auf Fahrverbot und Fahrwegauflösung: -
eine der beiden Fahrwegtasten und die Gruppentaste
"Widerruf".
(8) Anforderung einer Zustimmung oder Fahrstraßenfestlegung
im eigenen Bezirk: -
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Fdl drückt die beiden die Fahrstraße begrenzenden
Fahrwegtasten.
(9) Abgabe einer Zustimmung: -
Wärter drückt die blinkenden Fahrstraßentasten.
(10) Widerruf einer Zustimmung oder
Auflösung einer Fahrstraße (Signal noch auf Halt): -
die Fahrstraßentaste am Ende der Fahrstraße und
die Gruppentaste "Widerruf".
(11) Hauptsignal auf Fahrt stellen: -
die Fahrstraßentaste am Signal und die Gruppen-
taste "Fahrtsignal".
(12) Hauptsignal in Halt stellen: -
die Fahrstraßentaste am Signal und die Gruppen-
taste "Notrücknahme" (Zählwerk)
(13) Auflösung einer Fahrstraße, wenn Hauptsignal schon in
Fahrt war und zurückgelegt: -
Fahrstraßentaste am Ende der Fahrstraße und
die Gruppentaste "Notrücknahme" (Zählwerk).
(14) Geben des Ersatzsignals: -
die Fahrstraßentaste am Signal und die Gruppen-
taste "Ersatzsignal" (Zählwerk).
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Zusammenstellung II
Abweichungen vom Regelfall
In den vorstehenden Ausführungen sind bestimmte betriebliche
und technische Annahmen für den Aufbau des Systems gemacht
worden. Aus ihnen hat sich der "Regelfall" für die Gestaltung
des Gleisplan-Stellwerks ergeben. An den betreffenden Stel-
len ist aber schon darauf hingewiesen worden, daß sich in der
Praxis Abweichungen von diesem Regelfall notwendig machen
werden,
weil gewisse technische Voraussetzungen nicht vorhanden
sind und auch nicht geschaffen werden können,
weil das neue Stellwerk mit bestehenden Anlagen älterer
Art zusammengeschaltet werden muß, oder
weil mehr Selbsttätigkeit der Vorgänge aus betrieblichen
oder personellen Gründen erwünscht ist.
Diese Abweichungen vom "Niveau" des Regelfalls können also
Einschränkungen sein (Rückentwicklungen) oder Erweiterungen
nach der Seite der Automatik.
Des leichteren Überblicks wegen sollen die wichtigsten Ab-
weichungen stichwortartig zusammengestellt und jeweils ein
Hinweis auf die mögliche Lösung gegeben werden.
a) Einschränkungen
(1) Weichen können nicht isoliert werden. Ausleuchtung als
Freimeldung fällt weg: -
Ausleuchtung der Weichen wird nicht durchgehend
ausgebildet, sondern mehrmals unterbrochen und
nur als Rückmeldung der Weichenlage benutzt.
Bei nachträglicher Isolierung der Weichen kann
die volle Ausleuchtung auf dem Steuertisch bau-
lich leicht nachgeholt werden.
(2) Die Bahnhofsgleise können nicht isoliert werden. Selbst-
tätige Gleisfreimeldung fällt weg: -
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Ausleuchtung mit Unterbrechungen als Freimeldung,
die aber vom Wärter von Hand gesteuert wird. Prüfung
des Gleises durch Augenschein.
Freimeldung mittels Gleistaste und neue Gruppen-
taste "Gleisprüfung". Löschung durch den Zug.
Bei Durchfahrten: Freimeldung durch den Zug oder
unter Mitwirkung des Zuges.
Wirken mehrere Stellbezirke oder Posten bei der
Gleisprüfung zusammen, so sind mehrere technische
Lösungen mit bekannten Mitteln möglich.
(3) Die anschließenden Streckenabschnitte können nicht iso-
liert werden. Selbsttätige Blockung und Zugschlußmeldung
fallen weg: -
alten Streckenblock beibehalten, oder neuen Pendel-
block einbauen. Blockbedienung trotzdem nur durch
den Fahrdienstleiter.
Auf dem Steuertisch werden angeordnet:
1. ein kleiner Leuchtabschnitt im Streckengleis als
Blockfenster, weiß - rot,
2. daneben Rückmeldelichter für die elektrische
Streckentastensperre und Wiederholungssperre,
3. eine neue Gruppentaste als "Blocktaste".
Die Zugschlußprüfung muß örtlich ausgeführt werden,
durch den abhängigen Wärter oder einen Posten, z.B.
Schrankenwärter. Dieser erhält dann zweckmäßig einen
einfachen Steuertisch oder Kasten mit einer Gleis-
taste für jede Ein- und Ausfahrt und eine Gruppen-
taste "Zugschluß". Die Gleistasten leuchten nach Be-
dienung auf, bis geblockt wird. Der abhängige Wärter
braucht zusätzlich nur die Gruppentaste Zugschluß.
Zur Zugschlußmeldung drückt er Fahrstraßentaste + Zug-
schluß. Blockung wird abhängig gemacht von der Zug-
schlußmeldung.
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b) Erweiterungen
(4) Schutzweichen und Gleissperren in die Fahrwegfestlegung
einbeziehen: -
Schutzweichen blinken beim Drücken der Fahrweg-
tasten wie bei der Fahrstraßenbildung. Schutz-
weichen einzeln stellen, worauf Fahrwegfestlegung
eintritt.
(5) Schutzweichen und Gleissperren in die selbsttätige
Fahrstraßenbildung einbeziehen: -
das Blinken der Schutzweichen fällt weg. Im übrigen
nur eine Frage der Schaltung.
(6) Rangiersignal nach eingetretener Fahrwegfestlegung
selbsttätig in die Stellung "Fahrerlaubnis" bringen: -
nur die blauen Fahrwegtasten werden bedient. Signal
folgt von selbst, wenn diese aufleuchten. Nur Fra-
ge der Schaltung.
(7) Selbsttätige Rückstellung des Rangiersignals durch
Gleisrelais, Zeitrelais, Schienenkontakt oder dgl.: -
bietet nichts Neues. Handbedienung fällt weg.
Schaltungsfrage.
(8) Fahrstraßenauflösung durch den Zug unterbinden bei mehre-
ren, dicht aufeinander folgenden Durchfahrten. Signal-
stellung wie im Regelfall (Fahrt durch den Fdl, Halt
durch den Zug): -
besondere Gleistaste anzuordnen, z.B. in der Mitte
des Bahnhofsgleises, dazu 2 Umleittasten: "Durch-
gangsbetrieb", "Regelbetrieb". Gleistaste leuchtet
bei Durchgangsbetrieb.
(9) Selbsttätige Signalstellung der Hauptsignale auf Fahrt: -
zusätzlich 2 Umleittasten: "selbsttätiger Betrieb",
"Handbetrieb", die zusammen mit Gleistaste am Signal
bedient werden. Bei automatischem Betrieb leuchtet
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Zusatzzeichen am Signal (weißes Quadrat)
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Es dürfte ersichtlich sein, daß sich jede andere Abweichung
ebenso einfach unter Verwendung bekannter Bauteile und ohne
Durchbrechung des Systems schaffen lassen wird.
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A N H A N G
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Betrachtungen über den Schwenkhebel
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Vor einiger Zeit sind 2 Anregungen für die Gestaltung des
neuen Gleisplan-Stellwerkes bekannt geworden:
1) statt der Drucktaste für die Steuerung der Weichen
einen Schwenkhebel in Weichenmitte zu verwenden, weil
dieser sinnfälliger sei,
2) das Wollen des Wärters beim Stelle einer Weiche sicht-
bar zu machen und hierzu den Schwenkhebel als geeigne-
tes Gerät zu verwenden.
An Hand der Denkschrift der RBD Berlin über das Gleisplan-
Stellwerk vom 30. Oktober 1943 sollen die beiden Anregungen auf
ihre Brauchbarkeit näher geprüft werden.
1. Der Aufbau des Gleisplan-Stellwerks und seine Bedienung
gehen von der "Geographie" des Bahnhofs aus, d.h. die
Geräte zur Bedienung sind dem gesteuerten Teil örtlich
zugeordnet. Bei der Bedienung ist also die Betrachtung des
Gleisbildes auf dem Steuertisch die entscheidende Tätigkeit.
2. Das Gleisplan-Stellwerk in der Ausführung der RBD Berlin -
Pintsch wendet die durchgehende Ausleuchtung der Gleis-
streifen an. Dies gilt auch für die Weiche, deren jeweilige
Stellung also ohne weiteres auf dem Gleisplan durch die
Ausleuchtung erkennbar ist. Auf den Zusammenhang des Leucht-
streifens ohne jede Unterbrechung muß aber der größte Wert
gelegt werden, damit das Gleisbild sinnfällig und eindeutig
bleibt. Ein Hebel in der Weichenmitte würde aber diesen
Zusammenhang zerstören oder wenigstens schwächen.
3. Aus der Geographie kommt der andere grundlegende Begriff
für den Aufbau und die Bedienung des Gleisplan-Stellwerkes,
der Fahrweg. Bei allen Bedienungen geht der Wärter von der
Vorstellung und dem Bildeindruck des Fahrweges auf dem
Gleisplan aus und arbeitet nur nach dieser Vorstellung. der
Grundsatz des Fahrweges ist begrifflich eindeutig und un-
veränderlich, dabei aber auch sinnfällig und ohne besondere
Erläuterung verständlich.
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4. Die dritte grundlegende Eigenart des Gleisplan-Stellwerkes
ist die Rückmeldung aller Betriebszustände, Betriebs-
vorgänge und Bedienungsmaßnahmen des Betriebes auf dem
Gleisplan. Aus diesen Tatsachen ist die grundsätzliche For-
derung abzuleiten, daß der Wärter diese Rückmeldungen
ständig im Auge behält und die Veränderungen verfolgen und
überprüfen soll. Denn der Anblick des Gleisplanes ersetzt
vollständig die Beobachtung der Gleise, der Betriebvor-
gänge und -zustände durch Augenschein in der Natur. Die
Rückmeldeeinrichtungen sind ja gerade deswegen so voll-
kommen durchgebildet, um die Bedienungen nur nach der Gleis-
tafel zu ermöglichen. (Ausweichanlage). Hieraus erwächst
aber umgekehrt eben die eingangs gestellte Forderung,
alle Betriebsvorgänge usw. ständig zu verfolgen, also auch
den Ablauf der vom Wärter eingeleiteten Stellvorgänge.
5. Die unter 4. gegebene Beweisführung gilt natürlich auch
für die Weichen. Um eine Weiche umzustellen, genügt es
nicht, das "Wollen" des Wärters sichtbar zu machen, hierzu
gehört auch die Rückmeldung von der ordnungsgemäß eingetre-
tenen Veränderung der Weiche. Diese Rückmeldung ist zwei-
fellos der wichtigste, ja sogar der entscheidende Teil.
Diese Rückmeldung ist so wichtig, daß demgegenüber das
Wollen des Wärters ohne Bedeutung wird. Der Wärter muß -
schon aus diesem einen Gedanken heraus - gezwungen werden,
den Weichenstellvorgang auf dem Gleisplan zu verfolgen, um
sich von seinem ordnungsgemäßen Ablauf zu überzeugen. Diese
Forderung ist um so wichtiger, weil das Gleisplan-Stellwerk
keinen Weichenwecker mehr hat, sondern nur mit der opti-
schen Rückmeldung arbeitet.
6. Die Anwendung eines Schwenkhebels muß als bedenklich, ja
sogar als eine Gefahr für diese Forderung angesehen werden.
der Wärter würde durch den Anblick des Schwenkhebels ver-
leitet, die Rückmeldung weniger zu beachten und den Empfang
des Stellvorganges (Hebel umlegen) schon für den Endzustand
zu nehmen (Rückmeldung) und sich aus Gewöhnung darauf ver-
lassen, daß die Rückmeldung eintreten werde. Es war aber
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gerade einer der maßgebenden Gesichtspunkte bei allen Fragen
über die Einzelgestaltung des Steuertisches für das Gleis-
plan-Stellwerk, alle Überlegungen des Wärters durch reine
Sehvorgänge zu ersetzen und den Wärter mit seinem Auge
hierzu an den Gleisplan zu fesseln.
7. Alle planmäßigen Zustände und planmäßigen Veränderungen
einer Weiche werden laufend auf dem Gleisplan angezeigt.
Der Wärter kann also nicht nur die Lage einer Weiche, son-
dern auch ihre im Gange befindliche Umstellung erkennen.
8. Ein Schwenkhebel müßte, wenn die vorstehenden Gesichtspunkte
wenigstens angenähert berücksichtigt werden sollen, so aus-
gebildet werden,
a) daß er von selbst zurückgeht, wenn die Weiche dem
Hebel überhaupt nicht folgt, also gar nicht anläuft,
b) daß er, beispielsweise, nach einer gewissen Zeit von
selbst zurückspringt oder in eine Mittellage geht,
wenn die Weiche zwar anläuft, aber nicht ausläuft,
und
c) daß er, beispielsweise, in eine Mittellage geht,
wenn die Weiche aufgeschnitten wird.
Der Schwenkhebel müßte also in verschiedener Weise selbst-
tätig gesteuert werden, andernfalls er eine falsche Lage
vortäuschen würde. Das macht aber eine sehr komplizierte
Konstruktion mit mindestens 4 magnetischen Systemen nötig,
die bei 40 mm Gleisabstand auf dem Gleisbild schwierig
und empfindlich werden muß. Hierdurch verstößt er aber
auch gegen den "elektrischen Grundgedanken" des neuen
Gleisplan-Stellwerkes.
9. Die gleichen Überlegungen wie in Punkt 8) gelten entspre-
chend, wenn die Gleistasten für die Fahrstraßenbildung und
die Signalgebung durch Schwenkhebel ersetzt werden sollten.
Hiermit würde aber zu rechnen sein, weil eine Mischung
aus Drucktasten und Schwenkhebeln die Planmäßigkeit in
Aufbau und Ausführung vermissen lassen würde.
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10. Bei dem Versuchsstellwerk der VES mit Schwenkhebeln (Probe-
stück von 1936 im Ausstellungsraum bei VES) sind die Gleise
auf dem Steuertisch durch aufgesetzte Schienen dargestellt.
Es war deshalb sinngemäß und organisch, die Weichenhebel
als Schwenkhebel auszubilden.
Bei dem Gleisplan-Stellwerk RBD Berlin - Pintsch sind die
Gleise als Leuchtstreifen ausgebildet und alle Rückmeldun-
gen über die Weichen durch Veränderung der Leuchtstreifen
dargestellt. Diese Lösung ist ebenfalls organisch und sinn-
gemäß. Eine Mischung aus Schwenkhebeln und Leuchtstreifen
wäre ein Widerspruch und ist deshalb abzulehnen.
11. Ein Schwenkhebel mit dem nach Punkt 8 nötigen Zubehör er-
schwert die Fertigung und mindert damit die Leistung der
Signalbauanstalten. Es war aber gerade ein wichtiger Gesichts-
punkt beim Entwurf des neuen Stellwerks, gerade den Teil,
der immer verschieden sein muß und dadurch viel Arbeit er-
fordert, also den Steuertisch, konstruktiv so einfach wie
möglich zu gestalten. Die Drucktaste verwirklicht diesen
Gesichtspunkt. Der Schwenkhebel mit seinem Zubehör nach
Punkt 8. dagegen ist aus diesem Grunde abzulehnen.
12. Der Schwenkhebel mit seinem Zubehör (Dreh- und Festhalte-
system) widerspricht dem Grundgedanken des "rein elektri-
schen Stellwerks", bei dem die mechanischen Vorgänge durch
elektrische Schaltvorgänge ersetzt werden sollten, so daß
der Aufbau der Schaltung in jedem Stadium durch einen Steuer-
impuls zusammengeworfen werden kann (wie beim Telefon).
13. Übernimmt man den Begriff des "Fahrweges" mit Fahrwegbil-
dung und Fahrwegfestlegung für das Rangieren, wozu 2 Wei-
chentasten als Steuergerät benutzt werden, so ergibt sich,
daß diese Tasten nicht durch Schwenkhebel ersetzt werden
können, weil sie in einer Grenzlage liegen bleiben, also
ständig einen Fahrweg ansteuern, der also dauernd festge-
legt sein würde, so daß Zwischenweichen überhaupt nicht
umgestellt werden könnten. Die Möglichkeit, Rangier-Fahr-
wege auf diese Weise zu bilden, muß aber für das Kraftstell-
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werk der Zukunft unbedingt vorgesehen werden. Hierzu braucht
man ein Steuergerät mit neutraler Stellung. Das ist aber
die federnde Drucktaste.
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